
Auf der Firmenkontaktmesse am vergangenen Dienstag ging es zu wie im Bienenstock. Die rund 30 Aussteller*innen hatten durchgängig viel zu tun, und von den 1500 Besucher*innen gab es nicht wenige, die mit einer Fülle an Informationsmaterialien mehr im Gepäck der Aussicht auf einen Praktikumsplatz oder gar einem ersten Job wieder ein Stück näher waren. So erging es jedenfalls Liya Redae, Studentin der Digitalen Medien, und ihrer Freundin Mahdis Lohrasebynejad, als sie schwer beladen und zufrieden lächelnd nach ihrem Messebesuch die Halle 8 verließen.

Über die offensichtlich insgesamt steigernde Resonanz seit der ersten, nunmehr jährlich stattfindenden Firmenkontaktmesse seit 2013 zeigten sich die befragten Aussteller*innen hocherfreut, so auch Nadine Schneider, Project Office Manager von Nethinks GmbH: „Vor zwei Jahren waren wir das erste Mal dabei und wussten noch nicht recht, was auf uns zu kommt. Aber uns hier vorzustellen und mit Interessierten ins Gespräch zu kommen, lohnt sich für uns auf jeden Fall!“ Im Laufe des Tages habe sie einige Leute kennengelernt, die durchaus als Bewerber*innen für ihr Unternehmen interessant sein könnten. Für den Anbieter für IT-Infrastruktur- und Netzwerkmanagement-Lösungen (Fulda) kommen laut Nadine Schneider nicht nur IT-Experten in Frage, sondern auch BWL-er bzw. grundsätzlich qualifizierter Nachwuchs, der v.a. „aufgeschlossen für Neues und lernbereit ist. Angesichts der ständigen Innovationen in unserer Branche bleibt lebenslanges Lernen nicht aus.“ Insbesondere müssten Neuzugänge „ins Team passen“.
„Wenn wir freitags nach Feierabend gemeinsam ein Bierchen trinken, sollte es schließlich auch menschlich stimmen.“
(Nadine Schneider, Project Office Manager von Nethinks GmbH)

„Unternehmen müssen sich heute proaktiv um geeigneten Nachwuchs kümmern. Nicht alle, aber viele Unternehmen haben erkannt, dass sie sich attraktiv und modernen Anforderungen gemäß aufstellen müssen, um bei der Generierung des Nachwuchspersonals wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben“, bestätigt Jens Bode aus eigener Erfahrung die allgemeinen und mittlerweile hinlänglich bekannten Marktbeobachtungen und Studien.
„Unternehmen müssen sich heute proaktiv um geeigneten Nachwuchs kümmern.“
(Jens Bode, Senior-Berater von pms Personalmanagement Severin)
Als Ansprechpartner für Personalberatung und Personalangelegenheiten weiß der Senior-Berater von pms Personalmanagement Severin (Fulda), wovon er spricht: „Die Verhältnisse haben sich gedreht. Früher standen Bewerber für ein Stelle Schlange, und die Unternehmen konnten sich das Beste zu ihren Bedingungen heraussuchen. Heute ist es umgekehrt. Insgesamt weniger Nachwuchs, noch weniger qualifizierte Fachkräfte, dafür viele offene Stellen. Die Unternehmen suchen branchenübergreifend, dafür gleichermaßen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften im Nachwuchsbereich.“ Geändert habe sich nicht nur die sinkende Quantität der Bewerberzahlen, sondern auch die qualitativen Vorstellungen und Wünsche bezüglich Arbeit und Beruf. „Heute steht nicht unbedingt Karriere oder ein hohes Gehalt auf der Prioritätenliste, sondern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Freizeit,“ so Bode und nennt das Stichwort: Work-Life-Balance.


Trotz dieser relativ komfortablen Position der heutigen „umschwärmten und umworbenen“ Generation (und zwar „dank“ des demographischen Wandels auf jeder Etappe von Kindergarten bis zum Erwerbseintritt) besteht für den Nachwuchs dennoch kein Grund, sich zurückzulehnen und abwartend Tee zu trinken. Denn die Ansprüche seitens des Arbeitsmarktes bleiben konstant hoch bzw. wachsen hinsichtlich der sich rasant verändernden Anforderungen an Fachwissen, breit aufgestellter Kompetenzen, Schlüsselqualifikationen und nicht zuletzt persönlicher Stabilität.

Umschwärmt und hofiert fühlt sich Liya Redae nicht unbedingt. „Für einen Praktikumsplatz hatte ich 20 Bewerbungen losgeschickt und bin zu vier Vorstellungsgesprächen eingeladen worden. Etwas mau für den Aufwand, fand ich.“ Doch die Studentin im 5. Semester hat allen Grund, zuversichtlich zu sein, hat sie doch gerade erfolgsversprechende Gespräche mit drei ausstellenden Unternehmen gehabt, die für sie in die engere Wahl kommen. „Jetzt muss ich mich noch entscheiden, wo ich hin will“, sagt sie, winkt fröhlich und zieht mit ihrer Freundin Richtung Mensa davon.

