Psychosoziale Beratung für Studierende an der Hochschule Fulda gesichert

Psychosoziale Beratung, Hochschule Fulda
Ansprechpartner bei Sorgen, Nöten oder akuten Krisen: Dr. Robert Richter berät, wenn es im Studium oder auch in anderen Lebensbereichen brennt. Foto: Wahl

Mit der Entfristung der 50%-Stelle von Dr. Robert Richter ist ein Beratungsangebot auf Dauer gewährleistet, dessen Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen ist: Die Psychosoziale Beratung für Studierende. Angesiedelt in der Abteilung der Zentralen Studienberatung bietet sie nun langfristig Beratung, Unterstützung und Hilfe bei Schwierigkeiten im Studium und in persönlichen Krisen – anonym und kostenlos.

Das Leben läuft nicht immer glatt, die Seele ist nicht immer im Lot. Auch während des Studiums kann es zu akuten Krisen, Konflikten, Störungen und Schwierigkeiten kommen, ob sie nun das Studium betreffen oder andere Lebensbereiche. Dann ist es oft hilfreich, sich mit einer außenstehenden Person auszutauschen, um Gedanken und Gefühle besser sortieren zu können und wieder mehr Klarheit zu gewinnen. In der Psychosozialen Beratung finden Betroffene kompetente Unterstützung bei der (Wieder-)Entdeckung und Mobilisierung der eigenen Fähigkeiten und Stärken. In den Gesprächen geht es v.a. darum, eigene Wege aus Krisen zu finden und gemeinsam Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Bei Bedarf vermittelt Robert Richter auch an weitere Beratungsstellen inner- und außerhalb der Hochschule.

Die Redaktion campus-blog bat zu einem kleinen Gespräch:

campus-blog: Ein paar Worte zu Deiner Ausbildung und beruflichen Erfahrung?

R. Richter: Ich bin Diplom-Pädagoge, systemischer Berater und Sexualtherapeut sowie Fachkraft für Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt. Ich habe lange u.a. bei pro familia und in der Jugend- bzw. Familienhilfe gearbeitet und dort viel Berufserfahrungen in der Beratung von Menschen in biographischen Übergängen und in Not-, Konflikt- und Krisensituationen sowie in der Begleitung junger Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sammeln können.

Psychosoziale Beratung, Hochschule Fulda, ZSB
Foto: Wahl

„Ich unterstütze Menschen sehr gerne dabei, ihre eigenen Wege zu finden.“

campus-blog: Warum hast Du gerade diesen beruflichen Weg eingeschlagen?

R. Richter: Während ich an meiner Dissertation gearbeitet habe, stellte ich fest: Wissenschaftliches Arbeiten macht mir viel Spaß, Beratung mindestens genauso. Nachdem ich also im Rahmen meiner Diss viel über Menschen geschrieben habe, wollte ich gerne wieder im direkten Kontakt mit ihnen arbeiten. Es liegt mir, Menschen andere Perspektiven aufzuzeigen – genau das bedeutet für mich Beratung. Ein Beraterkollege bezeichnete uns Berater einmal als „Perspektiven-Kellner“. Den Begriff finde ich durchaus passend. Beratung bedeutet auch, mehr Fragen zu stellen als Antworten zu geben, also die Klient*innen durch Fragen zu ihren eigenen Antworten hinzuführen und gemeinsam Lösungen herauszuschälen, die irgendwo schon da sind, oft aber im Verborgenen schlummerten bzw. durch die Konzentration auf das Problem verdeckt sind.

campus-blog: Was reizt Dich an der Tätigkeit an der Hochschule Fulda besonders?

R. Richter: Ich mag die enge Verbindung zwischen wissenschaftlichem Arbeiten und Beratung. Hier treffen Forschung, Lehre, Lernen, Beratung mit allem, was damit einhergeht, zusammen. Studium und andere Lebensbereiche bringen oftmals Stolpersteine und Herausforderungen mit sich, die in biographischen Übergängen wie einem Studium besonders akut und intensiv sein können. Die Themen in der Beratung sind dann ganz vielfältig: Probleme im Studium, in Partnerschaft bzw. sexuellen Beziehungen, psychische Erkrankungen, Essstörungen … Es ist alles dabei. Menschen auf dem Weg ins eigene Leben oder bei Lebensveränderungen zu unterstützen, ist für mich als Berater eine wichtige und sinnvolle Aufgabe.

campus-blog: Wie hoch ist der Beratungsbedarf unter den Studierenden aus Deiner Sicht?

R. Richter: Ich unterscheide zwischen Bedarf und Nachfrage. Die Nachfrage ist schon sehr hoch und vieles legt nahe, dass der Bedarf höher ausfällt als die Nachfrage. Allein in den vergangenen zwei Jahren hatte ich (bei meiner halben Stelle) 640 Beratungskontakte. Zum Bedarf gibt es unterschiedliche Studien. Eine geht von 5 bis 8 Prozent aller Studierenden aus (Ackermann 2010), die eine psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen würden. Brechen wir diese Quote auf unsere rund 10.000 Studierenden an der Hochschule Fulda herunter, sind wir bei einem geschätzten Bedarf von 500 bis 800 Klient*innen. Der BARMER Arztreport (2018) weist für 2016 aus, dass 25,8 Prozent aller 18- bis 25-Jährigen von einer psychischen Diagnose betroffen waren, so dass man davon ausgehen kann, dass der Bedarf an Beratung auch bei Studierenden potenziell deutlich höher ist. 

Psychosoziale Beratung, ZSB, Hochschule Fulda
Foto: Wahl

„Die Probleme aus dem persönlichen Umfeld oder aus dem Studium bedingen sich oft gegenseitig.“

campus-blog: Wer kommt zu Dir? Mit welchen Schwierigkeiten?

R. Richter: Die Studierenden, die zu mir in die Beratung kommen, sind zu Zweidrittel Frauen und zu einem Drittel Männer. Männer haben aber nicht weniger Schwierigkeiten, sie nehmen lediglich seltener Hilfe in Anspruch, so wie sie auch seltener zum Arzt gehen und mit Selbstfürsorge eher Schwierigkeiten haben. Die meisten angesprochenen Probleme betreffen das persönliche Umfeld begründet, dicht gefolgt von Schwierigkeiten im Studium – meist kommt beides zusammen und bedingt sich gegenseitig. So kommt es vor, dass Studierende vereinsamen, weil sie nur noch lernen oder ein Problem oder Schicksalsschlag im Privaten haben, das Studieren zeitweilig kaum möglich macht.

Schwierige Themen, die im persönlichen Umfeld auftauchen, sind: depressive Verstimmungen bzw. Depressionen, Selbstwertproblematiken, Ängste, Konflikte mit den Eltern bzw. dem familiären Umfeld, Erschöpfung, Stress, Partnerschaftsprobleme und andere. Typische studienbezogene Themen sind: Lern-/Arbeits- und Leistungsstörungen, Prüfungs- bzw. Abschlussängste, Hürden bei der Arbeitsorganisation bzw. dem Zeitmanagement…

Dabei möchte ich betonen, dass ich in der Beratung keine Diagnosen stelle, sondern lediglich für meine Beratungsstatistik Symptome festhalte, die mir in den Gesprächen mit den Studierenden begegnen. Bei all dem ist mir der Datenschutz unds Anonymisierung sehr wichtig. Alle persönlichen Daten werden Nummern kodiert und anschließend verschlüsselt, so dass kein Rückschluss auf die Person möglich ist.

Psychosoziale Beratung, ZSB, Hochschule Fulda
Foto: Wahl

„Die Studierenden bestimmen, was in der Beratung passiert.“

campus-blog: Was erwartet die Studierenden, wenn sie Dich aufsuchen?

R. Richter: Die Studierenden bestimmen, was in der Beratung passiert. Meist frage ich zur Eröffnung des Gesprächs, was Anlass für den Wunsch nach Beratung ist. Dann frage ich mich weiter durch. Dabei bestimmen die Studierenden immer selbst, was sie beantworten möchten und was nicht. Oft stoßen wir auf diese Weise auf genau die jeweils relevanten Themen. Manche kommen mit ganz konkreten Problemen, für die bereits in einem ersten Gespräch erste Lösungswege gefunden werden können – das können Fragen zu Lernstrategien, zu Prüfungsangst oder auch zur Suche nach ambulanter Psychotherapie sein.  Viele Fragestellungen und Probleme brauchen jedoch mehr als eine Beratungssitzung. Manchmal braucht es auch etwas Zeit zwischen den Beratungen, damit die Anregungen und Fragen weiter durchdacht und ausprobiert werden können. Manche Studierenden in Krisen brauchen auch eine weitere stabilisierende Begleitung, bis sie extern therapeutische Hilfe gefunden haben. Die Bedarfe sind sehr unterschiedlich. Oft sind Folgegespräche sinnvoll, ich stimme das individuell mit den Klient*innen ab.

Psychosoziale Beratung, ZSB, Hochschule Fulda
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„In der Beratung ist es völlig o.k.,  Emotionen zu zeigen.“

campus-blog: Wie fassen Deine Klient*innen Vertrauen in der Beratung?

R. Richter: Ich stelle gleich am Anfang klar, dass das Gespräch in einem geschützten Rahmen stattfindet, dass die Inhalte oder gar die Identität der Personen den Raum nicht verlassen. Die Studierenden werden zu nichts gedrängt, denn ich habe kein Interesse daran, möglichst viel zu erfahren, sondern die Beratung soll möglichst hilfreich sein. Und was hilfreich ist, bestimmen meine Gesprächspartner*innen. Manchmal gibt es anfängliche Redehemmungen, manche Themen sind auch sehr schambesetzt. Da signalisiere ich Offenheit, lade ein, sich mitzuteilen, dränge aber nicht. Viele denken auch, sie müssten einen „strukturierten Bericht“ abliefern. Aber das ist nicht so. Ziel der Beratung ist ja auch, Probleme genauer zu beschreiben und gemeinsam Beratungsaufträge zu definieren. Dabei fließen ab und zu auch Tränen, was manchen peinlich ist. Aber hier ist ein Ort, an dem es völlig o.k. ist, Emotionen zu zeigen.

campus-blog: Was ist besonders herausfordernd in Deiner Tätigkeit?

R. Richter: Unabhängig von manchen schwierigen Themen ist es so, dass meine Arbeitszeit v.a. während des Semesters oft nicht für die vielen Beratungsanfragen reicht, so dass es bisher schon mehrmals zu mehrwöchigen Wartezeiten gekommen ist – wobei ich immer versuche, kurzfristige Termine für besonders dringende Anfragen zu ermöglichen. Daher appelliere ich immer an die Studierenden, nicht erst zu warten, bis der Leiden- oder Prüfungsdrucksdruck besonders hoch ist, sondern möglichst frühzeitig um einen Beratungstermin zu bitten – je früher, desto besser.

campus-blog: Wo liegen die Grenzen in der Beratung?

R. Richter: Psychosoziale Beratung ist keine Psychotherapie, sie ist kei aufdeckendes und aufarbeitendes Angebot. Wobei die grenzen zwischen Beratung und Therapie oft fließend sind. D.h. manche Klient*innen gewinnen durch die Beratung auch tiefere Einsichten und Erkenntnisse, und das ist auch durchaus gewünscht. In den Gesprächen geht es um das Wahrnehmen, Bewusstwerden, ums Sammeln, Strukturieren, Sortieren von Schwierigkeiten und darum, Wege zu Lösungen zu finden. Dazu kann es wichtig sein, Vergangenes wahrzunehmen, aber v.a. ins Hier und Jetzt zurückzukommen und in die eigenverantwortliche Handlungsfähigkeit.Manchmal ergibt sich jedoch aus der Beratung, dass Klient*innen weitere psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen.

Psychosoziale Beratung, ZSB, Hochschule Fulda
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„Ein Gespräch war dann erfolgreich, wenn es  Entlastung, einen Plan und Zuversicht gibt.“

campus-blog: Was sollte das optimale Ergebnis nach einem Gespräch mit Dir sein?

R. Richter: Mir ist es sehr wichtig, Studierenden zu helfen, den Blick über vermeintliche Defizite hinweg, zu den eigenen Ressourcen und auf das, was sie bereits geschafft haben, zu wenden. Ein gutes Ergebnis ist für mich, wenn meine Klient*innen die Beratung mit Entlastung, einem Plan und Zuversicht verlassen.

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